Das TAtSch-Projekt

Dramatiker im Klassenzimmer - Vicco-von-Bülow-Gymnasium für Autorenpatenschaft ausgewählt

Als eine von bundesweit nur fünf Schulen wurde das Vicco-von-Bülow-Gymnasium, damals noch als das Neue Gymnasium Falkensee, in diesem Schuljahr für das TAtSch-Projekt (Theater-Autoren treffen Schule) ausgewählt. TAtSch ist ein Projekt des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der Bundesrepublik Deutschland in Kooperation mit dem Deutschen Literaturfonds e.V. und wird aus Mitteln der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Die Idee ist, dass renommierte Dramatiker des Jugendtheaters Schulklassen und Kurse ein Schuljahr begleiten und ihre Begeisterung für das Theater und ihr Fachkönnen im dramatischen Schreiben direkt an die Schüler weitergeben können.

Der Autorenpate unserer Schule ist Jörg Menke-Peitzmeyer aus Berlin. An der Folkwang-Hochschule in Essen absolvierte er von 1986 bis 1990 ein Schauspielstudium. Engagements führten ihn nach Mainz, Gießen, Stendal, Coburg und Berlin. In Leipzig studierte er von 1998 bis 2002 am Deutschen Literaturinstitut mit dem Schwerpunkt Szenisches Schreiben und schrieb eigene Theaterstücke, die mehrfach ausgezeichnet wurden.

Die Patenschaft kam im Schulleben an unterschiedlichen Stellen zum Einsatz. So wurden ausgewählte Stücke von verschiedenen Klassen im Deutschunterricht und in der Theater-AG gelesen. Siebtklässler erhielten Einblick in ein noch im Entstehungsprozess befindliches Theaterstück des Autors, denn als altersmäßige Zielgruppe war ihr Feedback für das Überarbeiten und die Fortsetzung des Stückes gefragt. Die Schülerinnen und Schüler hatten auch Gelegenheit Herrn Menke-Peitzmeyer zu seinem Werdegang und seiner Arbeit zu befragen. In der 9. Jahrgangsstufe entstand daraus sogar eine Facharbeit über den Autor und das TAtSch-Projekt.

Im Zentrum der Zusammenarbeit aber stand die Erarbeitung eines eigenen Theaterstückes mit dem Kurs „Darstellen und Gestalten“ der Jahrgangsstufe 9, der aus 21 Mädchen bestand. Kein einziger Junge hatte sich in diesem Jahrgang für Theater als Schwerpunktunterricht entschieden. Schnell kristallisierte sich heraus, dass das maßgeblich die Thematik des Stückes prägen würde. Zunächst überlegten wir, ein Stück über Jungs zu machen, denn ihre Abwesenheit forderte uns gerade dazu heraus, sich mit ihnen zu beschäftigen. Wir entschieden uns dann aber, in die andere Richtung zu gehen und das Mädchensein zum Thema zu machen. Der Stücktitel war geboren: „21 Mädels“.

In der folgenden Zeit wurden Formen des kreativen Schreibens ausprobiert und Material für eigene Szenen gesammelt. Daraus entwickelten die Schülerinnen Spielszenen, in denen aus den unterschiedlichsten Perspektiven und Zusammenhängen ein Blick auf das „Mädchensein“ geworfen wurde. Eingebettet wurden diese Szenen in eine Rahmenhandlung, die aus der Ausgangssituation unseres Projektes geboren wurde: 21 Mädchen warten zu Beginn ihres Theater-Unterrichts vergeblich auf teilnehmende Jungs und entwickeln Ideen für ein Theaterprojekt, das sie selbst und das, was sie zu erzählen haben, in den Fokus rückt.

Die Erwartungen der Beteiligten waren manchmal recht unterschiedlich und auch der Autor musste feststellen, dass sich die Voraussetzungen für die schauspielerische Arbeit an einer Schule doch sehr von denen an einem Theater unterscheiden. Doch alle haben sich nach ihren Möglichkeiten eingebracht und sehr viel aus der Zusammenarbeit gelernt. Am Ende steht jetzt ein knapp fünfzigseitiges Theaterstück, das nur noch darauf wartet, auf die Bühne gebracht zu werden, denn dazu reichte die Zeit am Schuljahresende leider nicht mehr. Trotzdem können alle Beteiligten stolz auf das Erreichte sein, denn das Stück „21 Mädels“ wurde bereits als eins von wenigen TAtSch-Ergebnissen der vergangenen Jahre für eine Veröffentlichung ausgewählt („Spielplatz 26: Autoren in der Schule“, Verlag der Autoren, seit Juni 2013 im Buchhandel erhältlich).

 

(Tanja Böckmann, Fachlehrerin für Deutsch, Biologie und Darstellendes Spiel)