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100. Geburtstag

Sa-gen-haft – 100. Geburtstag von Vicco von Bülow

Nun ist es so weit. Wir feiern den 100. Geburtstag Vicco von Bülows. Fast jeder kennt Cartoons, Sprüche und Szenen die aus der Feder von Vicco von Bülow stammen. Seien es seine Männchen mit der typischen Knollennase, seine Sketche „Das Frühstücksei“ (Das Ei ist hart), „Die Herren im Bad“ (Die Ente bleibt draußen), „Feierabend“ (Ich möchte einfach hier sitzen) oder „Muters Klavier“ (Ein Klavier… ein Klavier… Mutter, wir danken dir) oder seine Filme „Pappa ante Portas“ und „Ödipussi“
Wer aber war dieser Vicco von Bülow?

Bernhard-Victor „Vicco“ Christoph Carl von Bülow wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel als Sohn einer preußischen Offiziersfamilie geboren. Aber schon bald wuchs er bei seiner Großmuter und Urgroßmuter in Berlin auf, weil sich seine Eltern trennten.

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Hier besuchte er von 1934 bis 1938 das Schadow-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. Mit dem Vater zog die Familie 1938 nach Stutgart. Dort setze er seine Ausbildung am humanistischen Eberhard-Ludwigs-Gymnasium fort, das er 1941 mit siebzehn Jahren, wie viele junge Männer dieser Zeit, mit einem „Notabitur“ verließ.
Entsprechend der Familientradidion begann er eine Offizierslaufbahn, war drei Jahre als Kompaniechef mit der 3. Panzer-Division an der Ostfront im Einsatz und wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet. Auf die Frage, ob er im Zweiten Weltkrieg ein guter Soldat gewesen sei, antwortete er in einem Interview: „Nicht gut genug, sonst häte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende.“
Nach dem Krieg arbeitete er als Holzfäller, um sich Lebensmitelkarten zu verdienen.
1946 machte er in Northeim am Gymnasium Corvinianum einen sechsmonatigen Übergangskurs, um das reguläre Abitur abzulegen. Somit konnte er ein Hochschulstudium beginnen.

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Auf Anraten seines Vaters studierte er an der Kunstakademie Hamburg von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik und arbeitete anschließend als Werbegrafiker. Zu dieser Zeit entstand auch sein charakteristiches Knollennasenmännchen. 1950 begann seine Tätigkeit als Cartoonist für den „Stern“ in Hamburg. Seine Cartoons signierte er seitdem mit dem Pseudonym „Loriot“, die französische Bezeichnung für Pirol, das Wappentier der Familie.

Seine erste Cartoon- Serie „Auf den Hund gekommen“ löste in der Bevölkerung große Proteste aus, so dass der Stern seine Zusammenarbeit mit Loriot beendete. Kein deutscher Verlag wollte sein Werk veröffentlichen. Schließlich fand er im Schweizer Daniel Keel einen Verleger, der 1952 den Diogenes Verlag gegründet hate und auf der Suche nach einem deutschen Zeichner war. 1954 präsentierten die beiden auf der Frankfurter Buchmesse das Buch „Auf den Hund gekommen. 44 lieblose Zeichnungen“. So begann eine lebenslange Zusammenarbeit. Loriot publizierte seitdem fast ausschließlich beim Diogenes Verlag.
1951 heiratete Vicco von Bülow die damalige Modeschülerin Rose-Marie Schlumbom und wurde Vater zweier Töchter – Bettina und Susanne.
Ab Mitte der 1950er Jahre nahm er verstärkt Werbeaufträge an, unter anderem für Paderborner Bier, Agfa, den Weinbrand Scharlachberg („Nimm’s leicht!“) und die Tabakmarke Stanwell („Drei Dinge braucht der Mann.“). In Anzeigen und Trickfilmspots kamen auch hier die Knollennasenmännchen zum Einsatz und gewannen mehr und mehr an Popularität.
Schon sehr früh begann auch seine schauspielerische Tätigkeit. Seine erste Rolle war ein Page im Film „Friedrich Schiller-Der Triumph eines Genies“ im Jahr 1940. Weitere kleinere Rollen als Schauspieler hatte Loriot in Haie und kleine Fische (1957), Die Brücke (1959) und Das Wunder des Malachias (1961). Unvergesslich sind auch seine Rollen in den Sketchen mit Evelyn Hamann wie „Die Nudel“, „ Bettenkauf“, „ Mutters Klavier“ und natürlich „Weihnachten bei Hoppenstedts“. 1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller den Film „Ödipussi“, 1991 folgte dann „Pappa ante portas“.
Aber auch Musik und besonders klassische Musik, Opern und Operetten liebte er. 1973 erhielt er sogar eine „Goldene Schallplatte“ für seine musikalische Komposition „Ich wünsch mir eine kleine Miezekatze“. Dieses Lied schrieb er für den TV-Hund „Wum“, der das Maskottchen der Sendung „Aktion Sorgenkind“ war. 1975 schrieb er den Text zu „Karneval der Tiere“ und als Regisseur inszenierte Loriot die Opern „Martha“ (Stuttgart, 1986) und „Der Freischütz „(Ludwigsburg, 1988). Seit 1992 wird seine Erzählfassung von Wagners „Ring der Nibelungen“ aufgeführt: „Der Ring an einem Abend“. Uraufgeführt wurde das Stück mit dem Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Loriots Ring bildete auch den einzigen Programmpunkt der 1995 erstmals in Berlin veranstalteten Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung. Loriot war bis 2006 Moderator dieser jährlich in der Deutschen Oper Berlin ausgerichteten Veranstaltung.
Vicco von Bülow liebte auch Tiere. Besonders lagen ihm Möpse am Herzen (Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos). Er beschrieb die Steinlaus und auch den wilden Waldmops. In seiner Geburtsstadt Brandenburg an der Havel, deren Ehrenbürger er seit 1993 war, findet man 20 Exemplare dieser Gattung.

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Fotos: P. Müller

 

 

1963 zog Vicco von Bülow mit seiner Familie nach Münsing-Ammerland in die Nähe des Starnberger Sees. Dort lebte er bis zu seinem Tod am 22. August 2011.

Am 30. August 2011 wurde Vicco von Bülow im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Heerstraße im Berliner Ortsteil Westend beigesetzt.

 

Foto: epd-bild/Rolf Zöllner

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Wer war also Vicco von Bülow?


Er war Karikaturist, Satiriker, Schauspieler und Regisseur. Seine Texte, Cartoons, Bilder, Sketche und Filme sind zeitlos. Er hielt dem deutschen Spieß-Bürgertum den Spiegel vor. Kommunikationsprobleme, peinliche Situationen und verkrampfte Dialoge waren seine Inspirationen. Sein Humor war feinsinnig, mitunter bissig, aber nie verletzend.


Viele Auszeichnungen, Ehrungen und Preise zeugen davon, wie angesehen und beliebt Vicco von Bülow war und auch heute noch ist.


Zu seinem 100. Geburtstag wird Vicco von Bülow mit einer Gedenkmünze und Sonderpostmarken geehrt.