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Brebit-Projekttag: "Altiplano und Regenwald - Was haben wir damit zu tun?"

08.11.2023

Vom Mittwoch, dem 31.8. bis Freitag, den 2.9.23 hatten wir zum wiederholten Male den Referenten Matthias Nitsche der Brebit zu Besuch, der den Spanisch-Klassen 10b, c und d mit einem fächerübergreifenden Ansatz eine packende Einführung zu Peru bot. Marla (10b) berichtet hier über den Projekttag: 

 

Altiplano und Regenwald - Was haben wir damit zu tun?

 

Im Rahmen der Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (kurz BREBIT) hatten wir am Mittwoch, den 31.08.23 einen Projekttag mit dem Thema „Altiplano und Regenwald - Was haben wir damit zu tun?“.

Dafür ist Herr Nitsche zu uns in die Schule gekommen. Er selbst ist Deutscher, beschäftigt sich jedoch schon seit vielen Jahren mit Südamerika und besonders Peru. Er ist Musiker. Er sah mit 15 das erste Mal die chilenische Musikgruppe Inti Illimani, welche typische südamerikanische Volksmusik spielte und war direkt begeistert. Nicht ganz zwei Wochen danach wurde Victor Jara im Rahmen des Militärputsches gegen Salvador Allende zu Tode gefoltert. Er sang über die politischen Missstände Chiles, was einigen Großmächten gar nicht gefiel. Das ging Herrn Nitsche verständlicherweise sehr nah und er wollte mehr über Südamerika erfahren.

Sein in 50 Jahren gesammeltes Wissen hat er mit uns geteilt. Die BREBIT stehen unter dem Thema „Gemeinsam handeln für eine klimagerechte Zukunft“. Bei vielen Klimaprojekten werden „nur“ die grausamen Fakten vermittelt und warum wir mit unserem Konsumverhalten dafür verantwortlich sind. Hier jedoch wurde uns erzählt, wie das Lebensgefühl und die Menschen dort sind, damit wir verstehen, warum wir etwas ändern müssen.

 

Im ersten Block erzählte er uns zunächst seine eigene Geschichte, wir er zur Liebe zu diesem Land gekommen ist und wie die Peruaner leben. Außerdem erklärte er uns die einzigartigen geografischen Umstände in Peru. Westlich von den Anden ist das trockenste Gebiet der Erde, denn die Wolken kommen nicht an den Bergen vorbei. Mittig von Peru liegen die Anden, wo Berge mit 6000 m Höhe keine Ausnahme sind. Dagegen wirken die Alpen fast schon wie ein Miniatur-Gebirge. Östlich der Anden beginnt dann der Amazonas, größter und wohl auch bekanntester Regenwald der Welt, ungefähr 19 mal so groß wie Deutschland. Als musikalischen Abschluss der Einheit gab uns Herr Nitsche Instrumente, mit denen wir dann den Regenwald nachahmten. Wir machten Regen, Frösche, Vögel und andere Tiere, bis dann die Maschinen kamen und die Tiere jäh verstummten.

 

Im zweiten Block ging es um die Geschichte Südamerikas. Es ist wohl jedem bekannt, dass Christoph Kolumbus 1492 im Auftrag der spanischen Krone bei einer Insel der heutigen Bahamas ankerte. Doch warum sind zu dieser Zeit überhaupt so viele Schiffe auf Entdeckungsfahrt gefahren? Die Antwort ist einfach und erschreckend zugleich. In Europa waren die Ressourcen erschöpft, der Wald komplett abgeholzt. Also brauchte man neues Land. Oft denken wir auch gar nicht weiter darüber nach, welches Unrecht die Europäer den Menschen dort antaten. Die Inkas, Azteken und Majas hatten Hochkulturen erbaut. Doch die Armeen der Europäischen Großmächte vernichteten ihre gesamte Kultur — und jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Sie bezeichneten die Menschen als „Wilde“ und behaupteten, dass sie ihnen die „Zivilisation“ und „den richtigen Glauben“ brachten. Sie sahen die indigenen Völker nicht als Menschen an, doch die Wissenschaft beweist, dass sie in Vielem genauso weit und sogar weiterentwickelt waren als wir. 

Sie begannen bereits vor 5000 Jahren Kartoffeln zu züchten, eine Zeit in der in Europa noch nicht an Sesshaftigkeit zu denken war. Die Inkas haben ihre Häuser und Mauern aus Steinen gebaut, die millimetergenau aufeinanderpassten, was sicherlich kein Zufall war. Die Kolonialmächte vernichteten damals die Hauptstadt Cusco und errichteten auf den Grundmauern ihre eigene Stadt. Danach gab es in der Stadt ein großes Erdbeben und viele Häuser mussten neu erbaut werden- außer jene, welche von Inkas gebaute Wände hatten. Außerdem hatten die Inkas, als die Europäer ankamen, bereits Webstühle und Alpakawolle, die um einiges weicher ist als Schafwolle. Man sieht also, dass die indigenen Völker keine unterentwickelten Wildstämme waren. Und die ungerechte Behandlung der indigenen Völker gibt es noch heute.

 

Im dritten Block beschäftigten wir uns dann mit dem Klimawandel im Zusammenhang mit den Andenländern und dem Amazonasgebiet. Die indigenen Völker haben gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Dies ist etwas, was den Menschen in Europa nie gelungen ist. Doch dies geht nun nicht mehr, da das Gleichgewicht der Natur nicht mehr stimmt. Es gibt Dörfer, die seit Jahrhunderten in 3500m Höhe leben, doch nun bleibt die Ernte aus und sie können sich nicht mehr ernähren. Auch das Gletschereis ist geschmolzen, wodurch sie kein Quellwasser mehr haben. Also müssen sie in die Stadt ziehen, um zu überleben. Sie haben jedoch kein Geld und kennen sich damit auch nicht gut aus, da sie es vorher nie brauchten. Das führt zu illegal gebauten Verschlägen mit Wellblechdächern, Überpopulation und elfjährigen Jungen, die die Schuhe der Weißen putzen, um eine achtköpfige Familie zu ernähren. Ursache für das Gletscherschmelzen ist u.a. die Abholzung des Amazonas-Regenwalds, z.B. auch in Brasilien.

Die heiße Luft zieht kilometerweit bis zu den Gletschern. Das gerodete Land wird dann für die Rinderzucht verwendet. Das Fleisch der Rinder wird dann z.B. an McDonalds verkauft, damit die Menschen im Globalen Norden billige Burger essen können. Die Politik unternimmt nichts dagegen, weil sie, auch in Peru, von den reichen Weißen gelenkt wird, die von diesen Geschäften profitieren. Doch die Abholzung des Amazonas schadet auch uns unmittelbar. Aktuell sind ca. 18% des Regenwaldes zerstört. Bei ungefähr 23% kippt das Ökosystem im Regenwald. Werden es noch ein paar mehr Prozente, stößt der Regenwald mehr CO2 als Sauerstoff aus.

 

Wir haben an diesem Projekttag viele wichtige Themen besprochen und viele Denkanstöße bekommen. Abgeschlossen haben wir den Tag mit Gruppen- Projekten zu verschiedenen Naturphänomenen, die unter dem Klimawandel leiden. Nun bleibt nur die Frage offen, ob sich etwas ändern wird und wir den Regenwald, die Anden und so viel Anderes noch retten werden oder nicht. Vieles ist bereits verloren und wenn sich nicht möglichst bald möglichst viel ändert, dann wird noch viel mehr verloren gehen. Wir haben nämlich auf der anderen Seite der Erde nicht noch ein Amerika, was wir entdecken können, wenn unsere Ressourcen endgültig aufgebraucht sind. Deshalb ist es wichtig, durch Projekte wie das, das wir heute gemacht haben, über den Klimawandel zu informieren. 

 

Bild zur Meldung: Matthias Nitsche stellt südamerikanische Musik vor